Oh was ist denn hier passiert? Da liegt jemand unter einem umgekippten Holzwagen!
„Hier verunglückte am 6.Juli 1894 der Bauersknecht Andreas Heigl im Alter von 28 Jahren tödlich. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe.“
Ein altes Steinmarterl in Öd zum Gedenken an das damalige traurige Geschehen hier vor Ort.
Daneben sehen wir noch ein Metallkreuz. Doch ganz der Reihe nach!
Auffrischung des Marterls in Oed – dramatisches Geschehen von 1894 in Erinnerung behalten
Der Aufzeichner aller Geschehnisse der Region, Hermann Biebl, 84, Kollnburg, hat einen historischen Schatz für den Fundus der Gemeinde von rund 60 wahren Geschichten – lustige und traurige – aufgeschrieben und so für die Nachwelt erhalten. Außerdem hat er alle Marterl und Wegkreuze der Region in einer Sammlung von 350 Bildern und Berichten dokumentiert. Schon sein Vater hat ihm früher viel erzählt und damit sein Interesse nachhaltig geweckt.
In Oed am Fuße des Pröller-Nordhangs gibt es ein steinernes Marterl zum Gedenken an den dramatischen Unfall des Knechts Andreas Heigl. Der junge Mann ist 1896 mit einem Pferdegespann und einem mit Brettern vollbeladenen hölzernen Schanzwagen an selbiger Stelle tödlich verunglückt. Auf steiniger, schmaler, abgründiger Straße ist der Wagen umgekippt, und Andreas Heigl wurde unter der Last von Holz und Wagen erdrückt.
Diese Szene, die auf dem Marterl mit einem kurzen dokumentarischen Text dargestellt ist, wurde im Zuge einer Renovierungsaktion des Trachtenvereins Kollnburg, zu welchem Hermann Biebl seit 1966 als Gründungsmitglied gehört, von mir auf Anfrage des Trachtenvereins hin erneuert. Bei dieser Renovierungsaktion wurde jedes Jahr ein Marterl aufgefrischt.
Das wieder instand gesetzte Oed-Marterl wurde an Christi Himmelfahrt 2010 bei einer feierlichen Einweihung mit Pfarrer Josef Renner neu gewürdigt.
Bericht und Foto von Evelyn Wittentzellner von der Einweihung im VBB von 17.Mai 2010. Dori mit Mantel und Hirtenhut im Gespräch mit Hermann Biebl. Zur Feier waren damals mehr als 80 Mitglieder des Trachtenvereins und Anwohner gekommen. Gebetet wurde für alle, die an diesem Kreuz vorübergehen oder selbst in schwierigen Zeiten ein Kreuz zu tragen haben.
Durch Wind und Wetter sind die Farben im Laufe der Jahre ziemlich verblasst. Nun hat sich Dorothea Stuffer bei strahlendem Sonnenschein kurz entschlossen ans Werk gemacht und dem Dokumentargemälde neuen Glanz verliehen, sodass es trotz tragischen Inhaltes nun wieder nahezu fröhlich leuchtet, und die Vorbeigehenden oder -Fahrenden ermahnt und erinnert.
Die Farben des Marterls waren verblasst und porös geworden und bedurften einer Auffrischung
Dorothea Stuffer sagt: „Wenn man sich überlegt, wie hart damals trotz aller „Romantik“ das Leben der Bauern, Hirten, Knechte und Mägde war – schlechte Straßen, keine modernen Gerätschaften, alle landwirtschaftlichen Schwerarbeiten mussten mitabgerichteten Ochsen und Pferden gemacht werden (Xavers Vater übrigens verdiente gut Geld mit dem Abrichten von Ochsen!), keine Supermärkte, weite Wege zu Fuß zur Schule (z.B. die Xavermutter), keine großartige Medizin – – – ich habe einen sehr großen Respekt vor den alten Waidlern!“
„Der damals verunglückte Andreas Heigl stammte aus Kirchaitnach und war bei Johann Mühlbauer, dem Bauernhof gegenüber vom Gasthof zur Bräu als Knecht im Dienst“, weiß Hermann Biebl zu berichten. „Für die neue Gestaltung des Marterlbildes im Zuge der damaligen Renovierungsaktion konnte ich den hochtalentierten Matthias Englmeier aus Obersteinbühl gewinnen. Dieser fertigte im Vorfeld eine Bleistiftzeichnung der Szene an.“
Die ursprüngliche Votivtafel aus der granitenen Fassung war leider verschwunden, doch Hermann Biebl erinnerte sich an das Votivbild aus Jugendtagen und konnte damit dem Matthias Englmeier für dessen Zeichnung eine Anregung geben, die ich dann in Farbe umgesetzt habe.
Matthias Englmeier ist ein wahres Supertalent und weiß nahezu aus dem Stegreif alle technischen Vorrichtungen zu zeichnen, wie beispielsweise einen alten Ritterhelm, den er für eine Jubiläumsfeier vor den Augen von Hermann Biebl innerhalb von 10 Minuten exakt aus dem Kopf mit Bleistift aufs Papier gebracht hat.
Und das Eisenkreuz neben dem sagenumwobenem Marterl in Oed?
Es wurde (zunächst als Holzkreuz) aufgestellt zur Erinnerung an den traurigen Auto-Unfall des Andreas Dietl am 3.Juni 1999. Neben dieses Metallkreuz wurde 2010 das Marterl von seinem ursprünglichen Standort um 50 Meter Richting Oed vorverlegt. Nun sind beiden Andreas hier in würdiger Erinnerung.
Mit Pinsel, Farben und Lack unterwegs auf Renovierungs-Tour!
Am Himmelfahrtstag 2010 wurde das renovierte Marterl bei der Segnungs-Andacht feierlich enthüllt. Dazu spielte Philipp Penzkofer besinnliche Töne zur Gitarre:
Feierliche Enthüllung des renovieretn Marterls am Himmelfahrtstag 2010 mit Hermann Biebl, Philipp Penzkofer (Gitarre) und Pfarrer Josef Renner
Das eiserne Kreuz hat Ludwig Saller mit einem Sandstrahler gereinigt, Sonja Hartmannsgruber bemalte den Aufsatz neu. Reinhold Kreusel hat das Grundfest ausgehoben.