Gott spricht immer wieder neu – Senioren-Nachmittag mit Pfarrer Waldemar Schäfer
Treff im evangelischen Gemeindesaal zum Senioren Nachmittag
Pfarrer Waldemar Schäfer (90)
Am vergangenen Freitagnachmittag durften Senioren im evangelischen Gemeindesaal in Viechtach dabei sein, als Pfarrer Waldemar Schäfer aus seinem bewegten und bewegendem Leben erzählt. Dabei haben Glaube und Leben immer zusammen gewirkt.
Waldemar Schäfer, ehemals Pfarrer in Berlin Friedenau, lebt seit 1994 in Prackenbach. Seit der Erkrankung seiner Frau Marianne, die ihm als Pfarrfrau bei seinen Gottesdiensten stets als begeisterte Lektorin unterstützt hat, hat Pfarrer Schäfer keine Gottesdienste mehr in seiner Wahlheimat halten können. Marianne Schäfer verstarb 2020.
Marianne war und ist bis heute seine große Liebe und gemeinsam haben sie mit Gottes Hilfe so manche Klippe gemeistert.
An diesem Nachmittag erstrahlte Waldemar Schäfers Leben und Glaubensleben erneut auf. Der Glaube hängt unmittelbar mit seiner Lebensgeschichte zusammen.
In 90 Jahren hat er viel erlebt, viel angeregt. Er ist überzeugt, dass auch jetzt noch eine Aufgabe vorgesehen ist für ihn in der Welt…
Bewegende Lebensgeschichte

Hier ein Beispiel aus seiner Kindheit in den Kriegswirren:
„Meine Mutter erzählte mir oft, dass ich alle Fliehenden – wir waren auf der Flucht in russische Gefangenschaft geraten – damals gerettet hätte. Doch das weiß ich nur noch verschwommen.“ Als der Gefangenenzug aus Frauen, Kindern und alten Leuten in einer Reihe aufgestellt wird und in die Mündung eines Gewehres blickt, tritt der Zehnjährige vor, schaut dem russischen Offizier in die Augen und sagt: „Onkel Soldat, dann schieß endlich!“ Stille. Der Offizier dreht sich um, geht davon…“
„Christus möchte, dass wir ihm ganz persönlich unser Leben übergeben. Wir sollen aber durchaus auf eigenen Füßen stehen. Glaube heißt nicht, dass wir keinen eigenen Willen haben. Gott traut uns zu, dass wir fruchtbar mit dem Samen seines Wortes umgehen. Das Wort Gottes trägt mich und gibt mir die Möglichkeit zu leben. Gott spricht immer wieder neu durch sein Wort. Der Glaube ist immer unvollendet und braucht stets neue Begegnung und Ansprache.“
Dieses Predigtwort aus einer der letzten Predigten in der Christuskirche am 26.9.2021 zeigt, wie tief Waldemar Schäfer im Glauben steht und wie großartig er seine Glaubenseinstellung weiter geben konnte – auch an Jugendliche.
Die Menschen würden immer wieder neu das Wort Gottes brauchen. Gott traue uns zu, dass wir Glauben leben, und dass wir es wagen, zu segnen und im Gespräch mit anderen auf die christliche Hoffnung hinzuweisen. Dazu gehöre oftmals viel Mut, doch nur so könnten auch junge Menschen sehen, dass Glaube kein starres Gesetz sei und nichts mit der gängigen Moral oder mit einer „traditionellen Frömmigkeit“ zu tun habe. Glaube frage vielmehr: Was spricht Gott zu mir heute, jetzt und in diesem Augenblick? Die Antwort könne aus einer Predigt kommen. Doch Predigt sei nicht nur etwas, was jemand da vorne auf der Kanzel sage. Predigt könne auch sein,
dass ich plötzlich aus einem von mir selber gesprochenen
Glaubensbekenntnis oder dem Lesen eines Bibelwortes höre, wie hier Gott direkt in meine Seele spricht. Glaube sei kein „Sahnehäubchen“, welches mal kurz das Leben versüßt.

Pfr. Schäfer ist 90 Jahre alt.
Er ist vor gut dreißig Jahren zum Ruhestand nach Prackenbach gezogen. Das Haus hatten sie schon vorher gekauft und als Ferienhaus genutzt. Durch die Jugendzeltlager, die er hier mit seinen Berliner Pfadfindern organisiert hat, ist er mit der Region in Kontakt gekommen. Er hat seit seinem Ruhestand an bis vor wenigen Jahren bei uns gepredigt. Er hat sehr spannend aus seinem Leben erzählt von vielen Weichenstellungen, die er von Gott geführt sieht. So ist er z.B. vom Jugend-Diakon später auf eine Berliner Pfarrstelle gekommen, wo er aber auch Schwerpunkt Jugendarbeit gemacht hat. Bis heute existiert die von ihm gegründete Pfandfindergruppe, so dass die Segenslinie weiter gegangen ist.