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Ein Interview mit der Theaterpädagogin Iris Marchl

Die wunderbare Theaterpädagogin Iris Marchl übt derzeit ein Krippenspiel mit Kindern ein. Ort: Christuskirche Viechtach. Dorothea Stuffer hat am vergangenem Freitag ein Interview mit Iris geführt.

1. Frau Marchl, Sie sind nicht nur Religionspädagogin, sondern auch Theaterpädagogin und gestalten seit vielen Jahren in der Christuskirche und auch an anderen Orten wie an Altenheimen oder Schulen ganz besondere Krippenspiele mit Kindern.

Ja, das stimmt. Ich gestalte seit ca 20 Jahren in Schulen, Altenheimen, Jugendfreizeiten, in der Christuskirche und sogar in der Behindertenarbeit meine besonderen Krippenspiele und andere theaterpädagogischen Projekte. 
2. Sie üben bereits schon seit Ende November mit Kindern ein neues
Krippenspiel für das diesjährige Weihnachten ein. Dabei geht es Ihnen
anfangs zuerst mal um ein Kennenlernen. Dann entwickeln Sie die Texte
und Rollen der Kinder. Ihre Krippenspiele sind alle von Ihnen selbst
verfasst und auf die verschiedenen Begabungen und Fähigkeiten der Kinder
abgestimmt.

Genau. Nach einer Kennenlernstunde bekomme ich ein erstes Gespür für die Kinder und ihre eigenen Begabungen und Wünsche. Diese dürfen sie auch frei äußern und wir entwickeln danach zusammen einen groben Erzählstrang. Dabei höre ich heraus, was sie sich für ihre Rolle wünschen und ich schreibe fleißig mit. Daheim entwickle ich dann eine Geschichte, die den Wünschen und Vorstellungen der Kinder entspricht. Ich habe während des Schreibens stets das Kind vor Augen, für das ich gerade den Text oder das Agieren schreibe. Es gibt Kinder,die wünschen sich viel Text, manche weniger oder gar keinen, manche wollen frei erfinden und manche brauchen zur Sicherheit einen genau vorgegebenen Text. Genauso ist es mit der Rollenfindung. Ich lasse hier den Kindern ihre Freiheit, denn es soll ja auch ihr Stück sein. Kinder sind unheimlich kreativ und haben ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen. Für mich ist es unglaublich wichtig, auf diese einzugehen und diese in meine Arbeit aufzunehmen. Ich puzzle anschließend zusammen mit den Kindern ein Theaterstück; wir überlegen gemeinsam, wie wir nun alles miteinander verbinden könnten.

3. Welches Alter haben die Kinder? Woher kommen sie?

Das ist unterschiedlich. Die jüngsten sind wohl 4 Jahre alt. Ich habe gerade ein unglaublich süßes Schäfchen mit 4 Jahren, das genau weiß, wann es sein “Mäh, mäh” anbringen will. Die ältesten sind 15 Jahre alt. Das ist zumindest bei den Krippenspielen so. Es ist für mich so wunderbar, dass sowohl so junge Kinder, als auch Jugendliche gleichwohl vom Theater begeistert sind. Die Kinder kommen aus Kindergarten, Grundschule, Förderschule, Realschule und Gymnasium.

  4. Auch diese Weihnachten darf sich die evangelische Kirchengemeinde
auf ein Krippenspiel freuen. Wann ist die Aufführung?

Die Aufführung findet am 24.12.22 um 17 Uhr in der evangelischen Kirchengemeinde in Viechtach statt.

5. Sie arbeiten zum Teil auch mit technischen Hilfsmitteln wie
Lautsprecher und musikalischer Untermalung. Das ist jedes Jahr verschieden.

Je nach Örtlichkeit muss ich reagieren und planen. Ich verwende gerne Lautsprecher, da ich dann sichergehen kann, dass alle das Theaterstück auch akkustisch verstehen. Ich hatte schon Aufführungen, da bekam ich das Feedback, dass es ein schönes Stück war, aber leider wurde wenig verstanden. Das ist schade, weil sich die Kinder so sehr bemühen. Deswegen bin ich froh, dass mich mein Mann Bernhard mit der Technik unterstützt und wir mit Lautsprechern üben können. Musikalische Untermalung finde ich sehr wichtig. Die Musik kann dabei das Gefühl der Szene verstärken oder auf die Szene einstimmen. Ich hatte schon Krippenspiele mit wunderbarer Livemusik einer tollen Musikerin. Seit einiger Zeit frage ich meinen Bruder ( er ist Musikpädagoge) um Hilfe mit den Worten : ” Ich brauche eine Wolfsmusik” Oder : ” Ich brauche in der Szene eine Engelsmusik, hast du eine Idee?” und meinem Bruder fällt dann sofort etwas ein.

6. Die letzten beiden Weihnachtsspiele waren ja leider durch die
Coronabeschränkungen geprägt. Wie wirkte sich das auf die Aufführungen aus?

Im ersten Jahr hatten wir den gesamten Gottesdienst nach draußen verlagert. Wir konnten auf dem Schulgelände der Grundschule Viechtach unseren Gottesdienst feiern. Da wir nicht wie gewohnt proben konnten, da wir die Coronabestimmungen einhalten mussten, musste ich ganz und gar umplanen. Ich überlegte, was denn nun überhaupt möglich ist , erstens draußen und dann ohne viel Proben und auf Abstand….Ich kam zu dem Schluss, dass wir nun mal ganz den Text streichen werden und auch ein Spiel wie sonst nicht einüben konnten. Also überlegte ich mir verschiedene Standbilder zu den Personen Maria und Josef, zu den Hirten und den Königen. Diese wurden der Erzählung entsprechend angestrahlt. Es war eine ganz besondere Stimmung!

Im Jahr darauf mussten wir mit Masken und Abstand proben. Auch das war sehr anstrengend und umständlich. Bei den Aufführungen mussten wir in der Kirche alles auf Abstand rücken und die genaue Gästezahl notieren und berücksichtigen. Ich bin froh, dass das vorbei ist…
Vielen Dank für das Gespräch!