Die Wolfgangskapelle

Pünktlich zum Wolfgangstag in der “Altbayerischen” erschienen: ein erstklassisch recherchierter Text über die Wolfgangskapelle von Josef Arweck

Der bekannte Autor Josef Arweck aus Böbrach kennt die Wolfgangskapelle sehr gut – von alten bis zu neuen Datierungen. Aktuell erscheint in der “Altbayerischen“, ein Blatt, welches bayernweit erscheint, ein sehr informativer und anschaulicher Bericht über die Wolfgangskapelle. Josef Arwek hat Hildegard Weiler besucht und unter anderem auch zu den neuen Geschehnissen vor Ort befragt. Es ist uns eine große Ehre, dass die Geschichte der Wolfgangskapelle und die Bemühnungen unseres Vereins Pilgerweg St.Wolfgang hier so wunderbar zum Ausdruck gebracht werden. Vielen Dank an Josef Arwek – auch für die Übermittlung des Textes für unsere Internetseite – und beste Wünsche! –

Hier hat der heilige Wolfgang einst gebetet

ein Bericht von Josef Arweck

Vor 170 Jahren wurde die jetzige Kapelle auf dem Wolfgangsriegel in der Pfarrei Böbrach errichtet – Bereits seit 1626 stand hier ein hölzerne Kapelle – Auf dem Weg nach Böhmen soll Bischof Wolfgang soll hier Rast eingelegt haben – Von Josef Arweck

Die Kapelle auf dem „Wolfgangsriegel“ hoch über dem Pfarrdorf Böbrach im Mittleren Bayerischen Wald zieht seit Jahrhunderten fromme Pilger aus der Umgebung an. „Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist die Zahl der Pilger stark angestiegen“, weiß Hildegard Weiler zu berichten. Sie wohnt im „Wolfgangshof“ am Fuße des Wolfgangsriegels und ist auch Besitzerin der Kapelle.

Einer frommen, wohlbegründeten Sage zufolge ist der heilige Bischof Wolfgang (934 – 994) auf einer Reise nach Prag, welches damals zum Bistum Regensburg gehörte, in diese Gegend gekommen und hat in stiller Zurückgezogenheit an jener Stelle geruht und gebetet, an welcher jetzt die St. Wolfgangskapelle steht. Ein weiteres Indiz hierfür könnte sein: Als im Jahre 1883 die Pfarrkirche Böbrach restauriert wurde, mussten die weiß übertünchten Wände der Kirche abgeschabt werden. An der Nordwand des Presbyteriums fand sich unter einer neunfachen Kalkschicht ein Gemälde, auf dem ein Bischof als Pilger mitten im Wald dargestellt war. Die neunfache Kalkschicht, die das Gemälde überdeckte, deutet sicherlich auf eine Zeit zurück, welche dem heutigen Wolfgang sehr nahe liegt, so dass man nicht ohne Grund in dem pilgernden Bischof den heiligen Wolfgang erkennen darf, wie er die hiesige Gegend durchzog und an der Stelle der heutigen St. Wolfgangskapelle sich aufhielt.

Dass er mit seiner Hand einen riesigen Felsblock über der späteren Kapelle vor dem Abrutschen bewahrte und dieser Handabdruck noch heute bei genauem Hinschauen und mit etwas Phantasie zu sehen ist, dürfte mit Sicherheit ins Reich der Legende gehören. Dagegen ist sicher belegt ist, dass Martin Müller, der Bräu am Eck bei Böbrach, im Jahre 1776 die vormals kleine hölzerne Kapelle abgebrochen und an deren Stelle eine kleine steinerne Kapelle erbaut hat. Die Kapelle hatte 72 Jahre bestanden, als sie wegen Baufälligkeit im Jahre 1849, also vor gut 170 Jahren, abgebrochen wurde und an ihrer Stelle die heutige Kapelle errichtet wurde.

Erste Kapelle um 1600

Wie in einem alten, mittlerweile vergilbten Heftchen aus dem Jahr 1894, das anlässlich des 900jährigen Jubiläums des heiligen Wolfgang im Pustet-Verlag, Regensburg, herausgegeben wurde, berichtet ist, fanden sich beim Abbruch der Kapelle an einem abgehobelten Schalbrett der inneren Dachseite folgende mit Bleistift geschriebenen Sätze: „Im Jahre 1776 ist diese Kapelle neu erbaut worden von dem ehrengeachteten Herrn Martin Müller, Bräu zu Eck, zu Ehren des heiligen Bischofs Wolfgang als sonderbaren Schutzpatron in allen Nöten.“ Und weiter heißt es: „Diese Kapelle ist aber schon vorher von Holz über hundertundfünfzig Jahre allda gestanden und der heilige Wolfgang verehrt worden, und sehr vielen Menschen in großen Nöten und Anliegenheiten geholfen worden.“

Diese Worte dürften von Bernhard Dremel, Mesner und Schullehrer von Böbrach, bei Erbauung der Kapelle im Jahre 1776 an das erwähnte Schalbrett geschrieben worden sein. Beweis hierfür ist ein Vergleich der Schrift mit den noch vorhandenen Handschriften Dremels. Bernhard Dremel wurde am 12. August 1745 in Böbrach geboren und ist als „emeritierter Schullehrer“ im Alter von 84 Jahren verstorben. Er konnte durch mündliche Überlieferung über das Alter der Kapelle wohl unterrichtet gewesen sein. So dürfte die erste hölzerne Kapelle wenigstens schon im Jahre 1626 gestanden sein.

Der Bau der jetzigen Kapelle im Jahre 1849 kam hauptsächlich durch die Bemühungen des Häuslers Joseph Sterr (oder Steer) von Böbrach und des damaligen Cooperators Joseph Hastreiter zustande. In den Jahren 1879 bis 1881 erfolgte auf Initiative des Cooperators Albert Spors die vollständige Restauration der Kapelle sowie eine Erweiterung des Zugangs und des Vorplatzes. Damals wurde auch ein neuer Altar mit einer neuen Statue des heiligen Wolfgang und den Statuen der Heiligen Wendelin und Florian errichtet, während die alte Wolfgangsstatue einen Platz in der Felsenwand außerhalb der Kapelle erhielt.

Ein besonders freudiges Ereignis für die Pfarrbevölkerung war der Besuch des Bischofs von Regensburg, Ignatius von Senestrey, am 30. Juli 1889, der an der Kapelle verweilte. Dabei schenkte der Bischof der Pfarrei eine Reliquie des heiligen Wolfgang. Am 5. Dezember desselben Jahres ertönte erstmals vom Turm der Kapelle die von Dechant Leonhard von Deggendorf gestiftete und zu Ehren des hl. Wolfgang geweihte Glocke. Nach dem 2. Weltkrieg stiftete Alois Muhr von Schrollhof eine neue Glocke, nachdem die alte während des Krieges abgenommen werden musste.

Kreuzweg zur Kapelle

Ein Jahr nach der Errichtung der heutigen Kapelle schuf Cooperator Joseph Hastreiter im Jahre 1850 auch einen zur Kapelle führenden Kreuzweg. Mindestens ebenso mühevoll wie die Errichtung der Kreuzwegstationen dürfte der Bau der steinernen Treppen in dem steilen und unwegsamen Gelände gewesen sein. Gut 100 Jahre nach der Errichtung des Kreuzwegs, nämlich 1959, ließ Ortspfarrer Josef Knorr (Pfarrer in Böbrach von 1957 bis 1963) einen neuen Kreuzweg errichten. Die etwa 1,20 Meter hohen Kreuzwegstationen aus Granit wurden von den Pfarrangehörigen gestiftet. Die Reliefs aus Kunststein sind in den Granitstein eingelassen und zeigen den Leidensweg Jesu von der Verurteilung bis zur Grablegung.

Auf Initiative der bereits genannten Kapellenbesitzerin Hildegard Weiler und einer Freundin, der Künstlerin Dorothea Stuffer aus Viechtach, wurde im Jahre 2003 der „Verein Pilgerweg St. Wolfgang e. V.“ gegründet. Sein Ziel ist es, die Gestalt des heiligen Bischofs Wolfgang neu zu sehen und sein Wirken auf die heutige Zeit zu übertragen. Dass auch heute noch viele Menschen den Heiligen anrufen und auf seine Fürsprache vertrauen, beweisen die zahlreichen Eintragungen im „Kapellenbuch“, das in der Kapelle aufliegt.

Pilgerverein gegründet

Der Verein „Pilgerweg St. Wolfgang“ will auch die Möglichkeit geben, gemeinsam mit anderen Interessierten und Förderern jene Wege zu verfolgen, die an den heiligen Wolfgang erinnern und die Stätten seines Wirkens durch einen markierten Pilgerweg miteinander verbinden und aufzeigen. Es gibt eine Reihe von Wolfgangswegen, etwa den von Bayern ins Böhmsische hinein, von Neukirchen Heilig Blut nach Regensburg (St. Emmeram) und nach St. Wolfgang in Oberösterreich. „Herzstück“ des hiesigen Pilgerweges ist die etwa 15 Kilometer lange Wegstrecke von Viechtach nach Böbrach zur Wolfgangskapelle. Den Pilgerweg markieren Schäfchenfiguren aus Blech, die von der Künstlerin Dorothea Stuffer geschaffen wurden.

Neu hinzu kam der Brauch, Birkenkreuze entlang des Kreuzweges hinauf zur Wolfgangskapelle zu tragen, verbunden mit einem Anliegen, einer Bitte oder einem Dank für erhaltene Hilfe, „und so ein Stück weit den `Kreuz-Weg` mit Christus zu gehen“, wie Kapellenbesitzerin Hildegard Weiler es ausdrückt.

Unterschriften unter den Fotos: 

Beliebtes Ziel von Pilgern und Wanderern: die Wolfgangskapelle auf dem Wolfgangsriegel hoch über dem Pfarrdorf Böbrach gelegen.

Ein einfacher Holzaltar mit einer Figur des hl. Bischofs Wolfgang ziert das Innere der Kapelle. a

Mächtige Felsbrocken ragen über die Kapelle.

Eine Gedenktafel erinnert an den Besuch des Bischofs von Regensburg im Jahre 1889.

Steil und steinig ist der Kreuzweg hinauf zur Wolfgangskapelle.

Manche Pilger nehmen die Last eines Birkenkreuzes mit auf dem Weg zur Kapelle.

Blechschafe markieren den Pilgerweg, die von der Künstlerin Dorothea Stuffer geschaffen wurden.

14 Kreuzwegstationen auf dem steinigen Weg zur Kapelle. Auf den Reliefs ist der Leidensweg Jesu dargestellt: hier die fünfte Kreuzwegstation: „Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen“.

Hildegard Weiler, Kapellenbesitzerin und Vorsitzende des Pilgervereins, ist von der Gestalt des heiligen Bischofs Wolfgang fasziniert.

Ein im Felsen aufgemaltes Kreuz soll jene Stelle markieren, an der der hl. Wolfgang der Legende nach mit seiner Hand den Felsen vor dem Herabstürzen aufgehalten hat.

Fotos: Josef Arweck

Lebensdaten des heiligen Wolfgang

– Geboren 924 in Pfullingen bei Reutlingen

– Erziehung in der Klosterschule auf der Reichenau

– Wirkte später als Lehrer und Leiter der Domschule in Trier

– 965 wurde Wolfgang Mönch der Benediktinerabtei Einsiedeln und wurde danach zum Priester geweiht

– 972 Ernennung zum Bischof von Regensburg, wo er 20 Jahre wirkte

– Höhepunkte seines Wirkens waren die Abtrennung des Bistums Prag, die Reform der Klöster und sein soziales Wirken

-Wolfgang verstarb am 31. Oktober 994 in Pupping bei Linz

– Begraben ist Wolfgang in St. Emmeram in Regensburg

– 1052 erfolgte seine Heiligsprechung.

Ein großer Bericht von Josef Arweck über die Wolfgangskapelle erschien dieses Jahr auch in der Lokalpresse.